Zum Tode von Dr. med. Hans Traugott Werner (10.03.1925 – 19.10.2022)
„Initiativen beginnen in den Herzen und im Willen von Menschen, die Ideen zur Verwirklichung bringen wollen.“ (Dr. Hans Werner)
Dieses das berufliche Leben prägende Leitthema von Dr. Hans Werner machte ihn zum Gründer zahlreicher Initiativen und zugleich zum Brückenbauer, der die Anthroposophische Medizin und Forschung nach Öschelbronn gebracht hat.
1966 gab es um Dr. Hans Werner einen Kreis anthroposophischer Ärzte und Wissenschaftler, die die Therapie von Krebspatient:innen mit Mistelpräparaten, die Forschung an der Mistelpflanze sowie die Herstellung von Mistelpräparaten neu greifen wollten.
1967 gründete Dr. Hans Werner zusammen mit dem befreundeten Pforzheimer Unternehmer Hans Rivoir, dem Biologen Thomas Göbel und anderen die Gesellschaft zur Förderung der Krebstherapie e.V., den Trägerverein des Carl Gustav Carus-Instituts, Keimzelle für alles Folgende (siehe auch Akzente 2017/2018). In seiner damaligen Pforzheimer Arztpraxis stellte er dem Institut die ersten Arbeitsräume zur Verfügung, in denen ein neues Mistelpräparat entwickelt wurde, das später den Namen abnobaVISCUM® erhielt. Zulassung, Vertrieb und Weiterentwicklung erfolgten seither von der 1971 neu gegründeten Abnoba GmbH.
1975 gab Dr. Hans Werner seine erfolgreiche Praxis auf und gründete zusammen mit seinem Kollegen Dr. Hans Broder von Laue und Hans Rivoir die Klinik Öschelbronn, nach Umbau der damals leer stehenden Gebäude am Eichhof. Diese Gebäude wurden zusammen mit dem ebenfalls damals neu (durch Dr. Conrad Schachenmann) gegründeten Johanneshaus Öschelbronn Zentrum für Lebensgestaltung im Alter bezogen. In der Klinik Öschelbronn war Dr. Hans Werner bis 1993 als einer der leitenden Ärzte tätig. Er war Mitbegründer der Lebenshilfe Pforzheim-Enzkreis (1962), 15 Jahre als Sachverständiger in der (Arzneimittel)Kommission C des (damaligen) Bundesgesundheitsamtes tätig (bis 1996) und von 1981 bis 1997 Mitglied im Vorstand der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland e.V. (GAÄD). Er förderte aktiv die Anthroposophische Medizin in Russland, Georgien und Ägypten. Hier war er seit den 1980er Jahren insbesondere mit seiner im Jahr 2000 verstorbenen Frau Elfriede eine treibende Kraft für die Sekem-Initiative, gründete Mitte der 1990er Jahre das dortige medizinische Zentrum und begleitete dessen weiteren Aufbau. Mit Dr. Ibrahim Abouleish, Gründer von Sekem, verband ihn eine tiefe Freundschaft.
2006 erhielt er für sein vielseitiges Wirken auf dem Gebiet der interkulturellen Förderung von Zusammenarbeit und Entwicklung das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Wir blicken in großer Verbundenheit und tiefer Dankbarkeit auf Dr. Hans Werner und sein Lebenswerk zurück. "Mit Freude Aufgaben suchen, die den Kräften entsprechen, und niemals aufhören zu lernen*." Das hat ihm bis ins hohe Alter seine beeindruckenden geistigen und körperlichen Fähigkeiten gegeben, und vieles hat er uns mit auf den Weg gegeben. Das bleibt und lebt bei uns weiter. Ein guter Freund ist gegangen.
Dr. Rainer Scheer
im Namen der Mitarbeiter und Vorstände des Carl Gustav Carus-Instituts in der Gesellschaft zur Förderung der Krebstherapie e.V.
*aus Mensch-Werden im Spiegel der Märchenbilder - Zwölf Märchen-Betrachtungen von Hans Werner, Selbstverlag, 2022.